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Bernadette Strasser

Sie leistet vollen Einsatz ohne Trial and Error

Ein landwirtschaftlicher Hintergrund, Lehrabschlüsse als Bäcker-Konditor & Konditor-Confiseur, 10 Jahre internationale Berufserfahrung und das Studium zur Lebensmitteltechnologie: Bei der Firma Pacovis AG konnte sie ihre Erfahrungen beim Aufbau eines neuen Produktsegments einbringen und so diesen Bereich massgebend mitgestalten.

Auf einem landwirtschaftlichen Betrieb (Milchvieh, Geflügelmast, Schweine und Legehennen mit hohem Anteil an Direktvermarktung) gross geworden, entdeckte Bernadette Strasser früh ihre Passion für Lebensmittel. Sie wählte nach den Pflichtschuljahren den Weg über die Lehre und arbeitete nach den beiden Berufsabschlüssen zwölf Jahre als Patissière in der gehobenen Gastronomie, bildete Lernende mit aus, leitete Teams und zwar in verschiedenen Ländern Europas und Asiens.

Bernadette Strasser bleibt ihrem Credo treu

Das für sie selbst zu mangelhafte Verständnis über Zusammenhänge in Lebensmitteln (Wieso reagiert/verhält sich ein Produkt entsprechend und auch manchmal anders?) war einer der ausschlaggebenden Punkte, warum sie sich später für das Vollzeitstudium der Lebensmitteltechnologie an der ZHAW entschied. Dieses öffnete für Sie die Welt der wissenschaftlichen Datenbanken: «Irgendwo auf der Welt hatte bereits irgendjemand dieselbe Frage – und vielleicht gibt’s einen zusätzlichen Input.» Während des Studiums arbeitete sie weiterhin Teilzeit als Patissière und konnte sogar ein 2-monatiges Praktikum in Ruanda (Milchverarbeitung, Fruchtsaftproduktion und Kaffee from Crop to Cup) absolvieren.

Als schon etwas älterere Absolventin „gönnte“ sie sich dann noch ein 9-monatiges Praktikum bei Nestlé (Leisi), wo sie viel lernen konnte. Seit 2017 arbeitet sie bei der Pacovis AG in Stetten, wo sie durch eine Initiativbewerbung quasi zur richtigen Zeit am richtigen Ort war: Als Technologin in der Forschung und Entwicklung konnte sie das neue Produktsegment „New Convenience“ mitaufbauen und mitgestalten: Neu sollten Emulsionen aller Art, BBQ Saucen, Pasten, bis hin zu Hummus produziert werden. Dafür mussten neue Anlagen gewählt, beschafft und die dazugehörige Infrastruktur erweitert werden. Bernadette Strasser konnte bei der Anlagenwahl entsprechend mitentscheiden und war auch für die Inbetriebnahme und die Festlegung bestmöglicher Prozesse und deren Integration in der Produktion zuständig. Weiter legte sie ein für diesen Produktbereich angepasstes HACCP-Konzept und ein Kontrollsystem über den gesamten Produkt- und Produktionszyklus fest. Das von ihr über mehrere Jahre hinweg ausgearbeitete und validierte, auf die Pacovis zugeschnittene Hürdensystem, bietet Produktentwicklern die Möglichkeit mittels Baukastensystems die Haltbarkeit festzulegen und gleichzeitig die Sicherheit der Produkte zu gewährleisten.

Quasi alle Inhalte des Studiums wandte sie bei dieser spannenden Aufgabe an. Auch ihre Erfahrungen aus den früheren Berufsjahren stellten sich als sehr wertvoll heraus. Seit 1 Jahr bedient die Pacovis nun auch mittelständische Betriebe im Speiseeisbereich mit Speiseeisbasen in Pulverform, was einen weiteren massgebenden Know-How-Aufbau in diesem süssen Metier bedeutete. Hier schloss sich der Kreis wieder zu ihren Wurzeln in der Bäckerei/Konditorei/Patisserie. Es bleibt also weiterhin herausfordernd und spannend und das spornt sie an. Ihr Credo ist: „Trial und Error vermeiden“, „pragmatische Lösungsansätze wählen“ und „Geht nicht – das gibt’s (fast) nicht!“

Wo siehst du die grössten Herausforderungen des Schweizer Land- und Ernährungssystem?

Wir stehen aktuell vor Umwälzungen, die gesellschaftlich wahrscheinlich mehrheitlich getragen aber zunehmend politisch forciert werden. Die grösste Herausforderung sehe ich darin, einen gemeinsamen Konsens zu finden, bei welchem alle entsprechenden Verbände und Vertretungen ordentlich miteinbezogen werden, um keine Verhärtung einzelner Standpunkte und Unverständnis zueinander zu fördern.

Was kann der SVIAL zur Entwicklung der Agro-Food-Branche beitragen?

Der SVIAL kann mit seinem umfassenden Netzwerk einen Austausch «mit Erweiterung der Systemgrenzen» eines jeden Einzelnen fördern. Durch die gemeinsamen Anlässe, dem damit verbundenen Netzwerken und der Austausch mit Leuten aus der Agro-Food Branche wird nicht nur zusätzliches Wissen vermittelt, sondern auch Verständnis für übergeordnete Zusammenhänge in diesem Bereich geschaffen. Dies ist wertvoll und kann bei Überlegungen oder auch bei Entscheidungsfindungen miteinbezogen werden.

Was wünscht du dir vom SVIAL?

Aus meiner Sicht gibt es aktuell eine wunderbare Mischung, die eine sehr breite Palette an Themen und Informationen abdeckt. Somit können viele Mitglieder, jeweils mit ihrem eigenen Fokus, von der Mitgliedschaft im SVIAL profitieren. Mein Wunsch ist, dass dies so weitergeführt wird.